Vor Ort in der Gärtnerei
Regional – saisonal: Heimische Produzenten stellen sich vor, heißt die Reihe, in der ich mit der VHS Dreiländereck Interessierten die Möglichkeit bieten möchte, die Produzenten der Lausitz ganz persönlich kennenzulernen. Gemeinsam besuchen wir Höfe und Gärtnereien, kommen mit den Akteuren ins Gespräch und lernen den besonderen Blick auf die jahreszeitlichen Abläufe in den Betrieben kennen. Dieses Mal besuchten wir die Gärtnerei Fritzsche, einen Familienbetrieb, der in Zittau seit Generationen Gemüseanbau betreibt. Die Fritsches arbeiten naturnah und setzen auf mechanische Bodenbearbeitung, setzen wenig oder gar keine chemischen Hilfsmittel ein und wissen anschaulich über großen und kleinen Aufgaben in einem Gartenbau Betrieb zu berichten.
Möhren brauchen Wind?
Wir gehen gemeinsam über den Standort und lauschen den Geschichten, die Robert Fritsche erzählt. Seine besten Mitarbeiter sind die Regenwürmer, so berichtet er. In einer Hand guten Mutterbodens tummelt sich eine Vielfalt ein Kleinlebewesen, die schier unglaublich ist. Je ausgewogener die natürliche Bodenchemie funktionieren kann, um so besser können Nutzpflanzen gedeihen und um so kräftiger und widerstandsfähiger werden sie. Der große Regenwurm spielt dafür eine besondere Rolle. Dieser Nützling steht zwischen dem Organischen und Anorganischen, verstoffwechselt pflanzliche Materialien und schließt wertvolle Nährstoffe auf. Nicht zuletzt ist die Lockerheit und Luftdurchlässigkeit des guten Wurmhumus ein besonderes Geheimnis für gutes Pflanzenwachstum. Aber was hat es denn nun mit dem Wind und den Möhren auf sich? Diese Anekdote fasziniert Groß und Klein und bringt den Gärtner zum Schmunzeln. Die Möhrenfliege gehört zu den am besten erforschten Schädlingen, die es den Gärtnern schwer machen. Sie mag es kühl und schattig, feucht und ruhig. Werden an so einem Standort Möhren Angebot, muss oft gespitzt werden, oder mit Netzen müssen die Beete geschützt werden. Wenn aber ein geeigneter Standort mit einer beständigen Luftströmung ausgewählt wird, macht man es den Fliegen schwer und damit den Möhren leichter.
Handarbeit, Geduld und viel Wissen
Die Besucher lernen die Tröpfchenbewässerung kenne und kosten die ersten Zittauer Melonen, fragen nach der Auswahl der Sorten und Kulturen und dem Aufwand, den eine nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet. Bei Kräutertee, aus dem Beet in der Gärtnerei versteht sich, und einer Auswahl frischer Gemüse, die wir auf einer heißen Platte rösten, kommen wir miteinander ins Gespräch. Wie betreibt man einen Hofladen? Was ist der Vorteil der Marktschwärmerei als Direktvermarktungsformat? Robert Fritsche betont die Bedeutung, die der unmittelbare Kontakt zu den Kunden für eine kleine Gärtnerei hat. “Hier können wir neue Sorten mal zum Probieren auslegen. Wir kommen darüber ins Gespräch, was es heißt, wirklich frische Waren zu bekommen und wir erfahren, was die Leute gern essen möchten.” Nur wenn man Verständnis für die Arbeit wecken kann und den Menschen nahe bringt, was echte Regionalität und Saisonalität bedeutet, kann man sich eine Nische erschließen und erfolgreich wirtschaften. Wir werden uns sicher nicht das letzte Mal zu einem vor Ort Besucht getroffen haben. Danke an die vielen interessierten, aufgeschlossenen Besucher. Sogar die ganz Kleinen haben die ganze Zeit ihren Spaß gehabt und am Ende beim Gemüseimbiss kräftig zugelangt!
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