Löwenzahn für Frühlingskräfte – bittersweet
Jedes Jahr ist etwas Besonderes und beginnt doch auf die gleiche, immer wieder faszinierende Weise. Die Natur erwacht und erste Kräuter wachsen in geschützten und versteckten Ecken bereits, während an anderen Plätzen noch ein Rest Winter ausharrt. Der Löwenzahn oder „Maistock“ wie er in der Oberlausitz genannt wird, gehört zu diesen unverwüstlichen Kräutern. Seine kulinarischen Möglichkeiten und sein Potenzial für eine gesunde Frühlingskur werden aber meist nicht geschätzt. Das möchte ich mit ein paar Anregungen ändern.
bitter is sweet
Bitterstoffe sind von großem Wert für die menschliche Gesundheit, aber aus unserer Ernährung leider fast vollständig verschwunden. Besonders im Frühling lohnt es sich, wieder gezielt danach zu suchen und kleinere Mengen bitterer Kräuter wieder bewusst in Gerichte zu integrieren. Davon profitiert man kulinarisch und tut sich auch noch etwas Gutes. Leber und Galle werden angeregt und der Stoffwechsel gefördert. Eine kleine Kur von zwei Wochen kann helfen, die Wintermüdigkeit abzuschütteln.
Was, wo und wie ernten?
Beim Stichwort Löwenzahn fällt und vielleicht noch ein, dass man aus den Blättern einen Salat machen kann. Aber wer hat es schon mal ausprobiert? Worauf muss man beim Sammeln achten und wie wird daraus ein wohlschmeckendes Gericht? Und ist das eigentlich schon alles, was uns die Pflanze im Frühling zu bieten hat? Am Wichtigsten ist es, das Sammeln gut zu planen und geeignete Flächen auszuwählen. Egal ob im eigenen Garten oder am Feldrand, es sollten Gelände sein, die nicht in der Nähe von befahrenen Straßen liegen oder stark gedüngt werden. Am besten man benutzt ein langes, spitzes Messer und hat einen Korb dabei, in dem die frische Ernte ohne Quetschen transportiert werden kann. Pro Person sollte man die Menge Sammeln, die in beide zusammengelegte Hände passt. Es lohnt sich, täglich frisch zu sammeln und sich so die beste Qualität zu sichern. Geerntet wird, indem man vorsichtig als Blätter, Gras und Erde rings um den Löwenzahn entfernt und dann mit dem spitzen Messer seitlich tief einsticht und die Wurzel durchtrennt. Der Löwenzahn wird dann im Ganzen mit Blättern und Wurzel behutsam aus dem Boden gezogen. Zu Hause steht natürlich erstmal eine gründliche Reinigung an. Am besten macht man es sich einfach: ab ins kalte Wasser und eine Stunde einweichen. Die meiste Erde löst sich dann ab.
Grün, leicht und vielseitig – Salat aus den Blättern
Nach der ersten Reinigung wird genau verlesen, alte Blätter abgezupft und restliche Erde mit einer Bürste entfernt. Dann trennt man die Blätter oberhalb der Wurzel ab und wassert sie erneut. Die im Frühling kleinen und zarten Löwenzahnblätter haben ein feines, mild bitteres Aroma. Sie werden trocken geschüttelt und mit einem Dressing angerichtet. Dafür empfehle ich eine klassische Kombination aus Senf, dunklen Honig und einem wirklich guten Öl, zum Beispiels Haselnuss, das Ganze wird zu einer sämigen Emulsion aufgeschlagen. Darin die Blätter gut wenden, so dass sie von allen Seiten mit einer feinen Schicht bedeckt sind.
Vom Salat zum Hauptgang
Man kann diesen Salat einfach nur mit ein paar gerösteten Sonnenblumenkernen anrichten und servieren. Aber man kann daraus auch ein köstliches, leichtes Frühlingsgericht machen. Dafür wird Milch leicht erwärmt und darin etwas Hefe aufgelöst. Anschließend mit Ei, Vollkornmehl und etwas Salz einen Pfannkuchenteig aufschlagen und 20 Minuten stehen gehen lassen. Besonders köstlich finde ich Buchweizenpfannkuchen, die man auch Blinis nennt. In einer beschichteten Pfanne ohne Fett Pfannkuchen ausbacken. Quark mit Leinöl und Kräutern zu einer Creme verrühren und auf die Pfannkuchen streichen, darauf den marinierten Löwenzahnsalat anrichten und alles mit den gerösteten Sonnenblumenkernen bestreuen.
Das Beste findet man unter der Erde.
Nun sind noch die Wurzeln des Löwenzahns da und damit der besonders wirksame aber auch unbekannt Teil der Pflanze. Die gereinigten Wurzeln werden in feine Stücke geschnitten und mit kaltem Wasser aufgesetzt. Das Verhältnis für den Tee ist ein Teelöffel auf eine Tasse Wasser. Über Nacht die Mischung abgedeckt in einem Topf ziehen lassen, um einen sogenannten Kaltauszug herzustellen. Am nächsten Morgen dann die Mischung aufkochen und fünf Minuten sprudelnd kochen lassen. Danach den Tee durch ein Sieb abgießen und war auf nüchternen Magen trinken. Am besten einen halben Liter pro Tag. Wer den Tee geschmacklich verbessern möchte, kann auch Scheiben vom frischen Ingwer mitkochen.
Löwenzahn ist ein wunderbares Kraut, dass man fast überall finden kann. Ich liebe es, mit meinem Körbchen einen Spaziergang zu unternehmen und mir ein Stück essbare Landschaft mit in die heimische Küche zu nehmen. Frisch, gesund, kostenlos – und das Beste am Sammeln, zu den Kräutern bekommt man den Spaziergang mit einer Extraportion frischer Luft kostenlos dazu. Der Frühling kann kommen.
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