Ein Beet voll Glück, oder die Marktschwärmer kommen!
Es sind die kleinen Dinge, die große Freunde machen. Seit längerem schon hatte ich auf zwei kleine Beete, gelegen am historischen Salzhaus der Stadt Zittau eine „Auge geworfen“. Oft und lange sitze ich in meinem Büro in fünften Stock über den interessanten aber auch anstrengenden Fragen der Industriekultur. Wenn ich auf meinem Arbeitsweg am Morgen und am Abend an den Beeten vorbeikam, meldete sich eine Idee bei mir. Warum nicht aus den Beeten „Ein Beet voll Glück“ machen?
Der Gedanken hatte viele Wurzeln. Die wichtigste ist, dass ich noch viel mehr Zeit im Salzhaus verbringen werden, in dem ab Sommer meine eigenen kleine Marktschwärmerei starten wird. Was das ist? Eine Verbindung zwischen online Handel und Wochenmarkt, einfach, unkompliziert und zu Zeiten, die es Menschen ermöglichen, von Direktvermarktern zu kaufen, die es sonst einfach nicht schaffen. So schön der Wochenmarkt in Zittau ist und so sehr ich die Hofläden schätze, die wir in großer Zahl in der Umgebung haben – für viele Menschen ist das zeitlich nicht zu stemmen.
Meine Arbeit als Körbchen-Botschafterin
Als Macherin bin ich immer für Lösungen zu haben, am besten, ich kann selbst etwas in die Hand nehmen. Wir – das Amt für Kreisentwicklung und Ein Korb voll Glück – kooperieren schon seit einiger Zeit ganz im Sinne von regional, saisonal, nachhaltig und fair Genießen. Dabei speilt die Frage, wie kommen Verbraucher an die wunderbaren Produkte aus der Region eine große Rolle. Fanny Schiel aus Dresden hat, mit unserer Unterstützung, über ihre drei Schwärmereien in Dresden berichtet und dieses Modell erklärt. Für Mütter nach der KiTa für Leute die lange im Büro sind, für alle die Menschen, die weder Märkte am Vormittag noch die Runde über die Hofläden schaffen, gibt es die Abendmärkte der Marktschwärmerei. Man bestellt aus einem Sortiment von Direktvermarktern bequem online und holt den ganzen Warenkorb am Tag der Schwärmerei ab.
Das besten aus zwei Welten – online meets Wochenmarkt
Einfach, unkompliziert und trotzdem sehr persönlich, denn man kann die Produzenten treffen, sich austauschen und weiß wieder, woher das Essen stammt, wer diese Lebensmittel herstellt und was in der Region alles entsteht. In Görlitz hat die Inspiration funktioniert und seit September ist die tolle Anne Ritter-Hahn die Gastgeberin der Schwärmerei in der Cottbusser Straße. Wir freuen uns sehr, wir toll es läuft und ich freue mich besonders, dass ich mit einigen Tipps weiterhelfen konnte. In Zittau haben wir auch eine Reihe von Leuten angesprochen, ob sie Gastgeber einer Schwärmerei sein möchten, aber es passte nicht. Da kann die Macherin nicht zuschauen, sondern verwandelt ihre Liebe für regionale, saisonale, nahhaltige Lebensmittel halt in die eigenen Marktschwärmerei.
Zurück zu den Wurzeln – ein Beet entsteht
Zurück zu den Beeten. Wenn ich eine Schwärmerei gründe, dann in „meinem Salzhaus“ das mir schon sehr ans Herz gewachsen ist. Die Menschen sollen wissen, welches neue Angebot entsteht, aber für große Werbeaktionen habe ich weder Zeit, noch kann ich einfach so Mittel einsetzen. Wie bei einem wirklich guten Rezept ist es auch da am besten, man schaut, was da ist und bringt ein bisschen Fantasie mit ein. Gesagt getan, der nette Hausmeister war eben beim Umgraben und ich habe ich einfach gefragt. Schon hatte ich das okay, diese Beete in kleine kulinarische Botschafter zu verwandeln. Mir war gleich klar, was ich pflanzen möchte, Kräuter und Gemüse!
Netzwerk ist alles
Ich bin Teamplayer, auch wenn ich oft einfach mal losmache ist es mir sehr wichtig, Menschen mit ins Boot zu holen, es gibt so viel, was man voneinander lernen kann und manchmal wird es einfach, eine Lösung zu finden. Meine persönliche Lieblingsgärtnerei in Zittau ist Schostek, jeder hat ja so „seine Adressen“ ich schwärme für Biogemüse aus Zittauer Anbau. Auch die Pflanzen begeistern mich und daher lade ich als Gastgeberin der Zittauer Schwärmerei die Biogärtnerei Schostek in meine Marktschwärmerei ein. Künftig können Genießer die weder auf den Markt noch am Freitag in den Hofverkauf kommen, diese knackigen Köstlichkeiten am Donnerstag von 17 bis 19 Uhr im Salzhaus abholen. Die Pflanzen für die beiden Beete haben die Schosteks ganz spontan zur Verfügung gestellt. Und schon konnte es losgehen!
Aber warum nicht weiter Netzwerken, da geht doch noch was. Gemüse und Kräuter haben neben ihrem kulinarischen Potenzial noch viel zu bieten. Ich bin neugierig, auf diese wenig bekannten Facetten und möchte dazu lernen. Daher habe ich Christine Cieslak eingeladen, sich mit Infos, Tipps und Ratschlägen an meinen Beeten voll Glück zu beteiligen. Gemeinsam werden wir in einer kleinen Serie die Pflanzen vorstellen.
Betrachtungen des Zittauer Beetes „Ein Korb voll Glück“ – Potenziale unsere Gewürzkräuter
von Christine Cieslak Heilpraktikerin/ Pflanzenheilkunde und Initiatorin von NaturWege – langsamer Tourismus in der Oberlausitz
Wenn wir uns mit Kräuterkunde beschäftigen, dann stoßen wir neben den Wildkräutern in Wiese und Wald auf die Gewürzkräuterstauden in unseren Gärten. Viele von ihnen kommen aus dem Mittelmeerraum und sind in der Zeit des Mittelalters über die Klostergärten bei uns heimisch geworden und nicht mehr wegzudenken aus unserer Küche. Auf dem Zittauer Beetfinden wir Gewürzkräuterstauden und Gemüsepflanzen. Was erzählen uns diese Pflanzen?
Ich lenke unseren Blick auf die Gewürzkräuter. Sie kommen aus der Familie der Lippenblütler. Wer mich kennt weiß, dass ich die Wirkung von Pflanzen gern in ihren Zusammenhang mit ihrer Familienzugehörigkeit erkläre. Pflanzen aus den gleichen Familien haben ähnliche Eigenschaften und doch ist jedes Kraut für sich individuell und hat Besonderheiten, die uns ihren Charakter zeigen.
Gewürzkräuter machen unsere Nahrung bekömmlicher und sind Heilpflanzen in der Phytotherapie. Die Anwendung ist sehr verschieden, aber der Charakter der Pflanze ist für beide Aspekte die Grundlage.
Viele Gewürzkräuter gehören zur Familie der Lippenblütler. In der Blüte können wir die Form der Lippen erkennen. Hier auf unserem Beet finden wir Muskatellersalbei, Ysop, Oregano, Minze…
Frisch gepflanzt sind die Blüten noch nicht sichtbar. Die Lippenblütler sind eine typische europäische Pflanzenfamilie. In unserer Region finden wir wild die Taubnesseln (Rote Taubnessel, Weiße Taubnessel, Gelbe Taubnessel), den Gundermann, den Günsel vor. Südlicher beheimatet ist der Rosmarin, die Zitronenmelisse, der Thymian, der Ysop, der Salbei, der Muskatellersalbei u.a. sie lieben und brauchen die milden Winter und die Sonne. In den östlichen Regionen finden wir das Herzgespann und ganz aus dem Osten kommt ursprünglich das Basilikum. Hauptinhaltsstoff dieser Familie sind die ätherischen Öle, die sanften Bitterstoffe und die Gerbstoffe. Je mehr Sonne umso mehr ätherische Öle sind typisch für Vertreter aus der Familie.
Wir alle kennen typische Gerüche von Minze über Basilikum zum Oregano. Mit diesen Gerüchen verbinden wir oft Erlebnisse und leckeres Essen.
Bei meinen Reisen in Portugal vor mehr als 20 Jahren sind die Begegnungen mit dem Rosmarin und seinen „brennenden“ Duft und das erste Kennenlernen des betörenden Duftes vom Muskatellersalbei in starker Erinnerung. Bei uns in Zittau entfalten unsere Pflanzen nicht so stark das ätherische Öl.
Die Verbindung von ätherischem Öl (Duft) und den sanften Bitterstoffen in den Lippenblütlern führen uns zu der aromatischen Anwendung beim Würzen unserer Speisen und als aromatischer Heilpflanzenauszug. Sie verbessern die Verträglichkeit von Speisen und sind somit stärkend für die Verdauungskraft. Durch die gestärkte Verdauungskraft haben sie eine kräftigende und durchblutungsanregende Wirkung. Wir können auch einen Zusammenhang zur Psyche herstellen. Sie sorgen auch im übertragenen Sinne für Appetit, Appetit auch auf das Leben und Lust aufs Leben. Bei den einzelnen Kräutern gehe ich auf ihren spezifischen Charakter ein.
Auf dem Zittauer Beet finden wir Ysop, Herzgespann, Muskatellersalbei, Minze und Oregano.
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