Ein Korb voll Glück

Revierstammtisch

Ich wurde eingeladen, mich bei dem Revierstammtisch der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung (SAS) in Zittau zu beteiligen. Das Format ist interessant, aber auch etwas gewöhnungsbedürftig. Eine große Runde garantiert einerseits ein breites Meinungsbild mit unterschiedlichen Blickwinkeln, andererseits kommt eine Interaktion zwischen den Protagonisten so nicht wirklich zustande. Neben dem Oberbürgermeister der Stadt Zittau Thomas Zenker, dem Rektor der Hochschule Zittau Görlitz Prof. Alexander Kratzsch, MdL Dr. Stephan Meyer, MdL Franziska Schubert, dem GF der SAS Jörg Mühlberg waren auch Vertreter des Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung, der Bundesagentur für Arbeit und der LEAG geladen. Wie steht es um den Strukturwandel und was muss aus den zurückliegenden Schritten abgeleitet werden, um künftig besser mit den Menschen vor Ort das so wichtige Thema voranzubringen? Dazu gab es viele Stimmen, die ein gemeinsames herausgearbeitet haben: Strukturwandel klappt nicht top down und bisher ist die Partizipation mehr symbolischer Blumentopf als konstruktive Methodik.

Strukturwandel ist immer

Der Strukturwandel beschäftigt uns nicht erst seit dem Beschluss des Braunkohlenausstiegs. “Strukturwandel ist immer, das ist die Realität in der Lausitz”. Seit Jahrzehnten muss man sich in der Region beständig mit neuen Herausforderungen beschäftigen und kreative Lösungen finden. Dabei ist eine große Bandbreite an Handlungswissens gewachsen, das bisher nicht ausreichend wahrgenommen und auch nicht abgerufen wird. Die Kreativität und das Engagement der Menschen vor Ort wird durch nicht ausreichend transparente Abläufe und widersprüchliche Vorgehensweisen nicht genutzt, sondern behindert. Wir sollten der Zivilgesellschaft aktive Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumen. Beteiligungsprozesse, auch und gerade für junge Menschen, sind gefragt. Mitarbeit, die zumeist ehrenamtlich stattfindet, muss geschätzt werden. Große und strategische Vorhaben brauchen Transparenz, Beschleunigung in der Planung und Umsetzung und eine gute Abstimmung unter den handelnden, planenden, verwaltenden und strukturierenden Akteuren.

Ressourcen nutzen im Revier

Kann ein Revierstammtisch helfen, den Dialog zu fördern und verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen? Ich gehe mit einem gespaltenen Gefühl aus dem Abend. Einerseits ist es zu begrüßen, dass durchaus kritisch darüber reflektiert wird, dass eben nicht alles gut läuft und ein wenig mehr Kommunikation es richten kann. Andererseits frage ich mich, genau wie viele andere ehrenamtliche Autoren der Entwicklungsstrategie Lausitz 2050 , ob unsere Arbeit doch noch genutzt werden wird. Für mich ist einmal mehr klar geworden, dass es vor allem auf uns ankommt, die Menschen vor Ort. Wir müssen uns immer wieder aktiv einbringen, auch wenn wir mit Manchem nicht einverstanden sind. Wir müssen unsere eigenen Ideen und Projekt voranbringen, mit allem, was wir an Arbeitskraft und Ideenreichtum aufbringen können. Wenn wir nicht müde werden und zu engagieren, und zu vernetzen und für unsere Region laut zu werden, wird man uns hören. Ja, vieles könnte besser laufen, keine Frage. Aber meckern hilft eben auch nicht. Formate wie der Revierstammtisch bieten die Chance, konstruktive Kritik auszudrücken, dringende Bedarfe zu artikulieren und sich selbst besser zu vernetzen.

Wandel aktiv gestalten statt nur begleiten

Ich bin einmal gefragt worden, was ich als meine Arbeitsphilosophien bezeichnen würde. An Abenden wie diesem hier im Celsius in den Mandauhöfen kommt diese Frage zurück ins Gedächtnis. Es gibt niemandem, von dem man nichts lernen kann. Es gibt keine Situation, aus der man nicht etwas mitnehmen kann. Es liegt an mir, was ich daraus mache, wie ich damit umgehe, was ich erlebe und mitgestalte. Mir ist erneut klar geworden, dass es auf die Bereitschaft ankommt, die eigenen Konzeptionen beständig an der Praxis zu prüfen und die Ideen immer weiterzuentwickeln. Mit der Stiftung Kraftwerk Hirschfelde habe ich mich aktiv in viele Formate des Strukturwandels eingebracht, unsere Konzeption für die Förderung der regionalen Wertschöpfung auf Basis der natürlichen Ressourcen wurzelt auch in dieser aktiven Arbeit mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedensten Institutionen und Netzwerken.

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