Hauptstr. 10
02829 Markersdorf OT Pfaffendorf
Öffnungszeiten Hofladen:
jeden Freitag 15 – 19 Uhr
Tel: +49 35 81 – 74 00 64
Der lateinische Begriff genius loci bedeutet wörtlich übersetzt „der Geist des Ortes“ und man verwendet diese Formulierung, wenn man ausdrücken möchte, dass ein Platz mehr ist als die Dinge, die man auf den ersten Blick sehen kann. Warum würdigen wir Orte des Alltäglichen eigentlich nicht öfter so einer Betrachtung?
Für mich ist seit vielen Jahren der Lindenhof in Markersdorf bei Görlitz ein solcher Ort, von dem ich mich angezogen fühle. Man hat diese Lieblingsplätze an denen man sehr gern verweilt und die man immer mit einem guten Gefühl wieder verlässt. Vielleicht ist es die Lage am Fuß der Landeskrone, der Hof an sich, die Atmosphäre, die durch die sorgsame und aufmerksame Art der Bewirtschaftung entsteht. Wenn es mir nach einem langen Büro-und-Auto-Tag gelingt, dort zu den Milchzeiten zwischen 17 und 20 Uhr frische Rohmilch vom Tank zu zapfen, ist das ein Bisschen etwas Besonderes. Darüber kann man lachen, aber für mich sind es die kleinen Rituale, die unserem Alltag Freude schenken. Milch holen, Kühe anschauen und ein paarmal tief durchatmen, das ist für mich ein Antistress-Mittel allererster Güte. Nebenwirkungsfrei und sahnigmilchrahmig obendrein.
Die auf dem Lindenhof erzeugten Produkte: Brot, Gemüse, Kräuter, Milch, Quark, Joghurt, Käse, Fleisch sind Lebensmittel im wahren Sinne des Wortes. Ihnen sind ein Geschmack und eine Qualität zu eigen, die sie als die lebendigen Produkte einer guten Herstellung kennzeichnen. Vom ersten bis zum letzten Schritt ist alles durchdacht und auf die DEMETER Standards gegründet. Dennoch sind Veränderungen in der Tradition einer der Charakterzüge des Hofs. Seit den 90er Jahren wird die Bewirtschaftung behutsam entwickelt und neue Ideen halten genau so Einzug wie neue Menschen.
Die letzte Veränderung war die Übernahme durch neue Pächter vor einigen Jahren. Neben der Arbeit auf dem Hof stellen sich Matthias Mütze, Maria Käsche (Landwirtschaft Lindenhof GbR) und Martin Lammert, Anne Soppart (Gärtnerei & Backstube Lindenhof GbR) auch den Aufgaben, wie man Qualität, Anspruch und die daraus resultierenden Preise erklärt und vertritt. Für die Vermarktung wird eine Solidarische Landwirtschaft aufgebaut, deren Ziel eine engere Verbindung zwischen den Kunden und „ihrem“ Hof zum Ziel hat. Käufer nehmen dabei über einen längeren Zeitraum fest vereinbarte Ernteanteile ab und geben damit den Erzeugern eine marktunabhängige Freiheit bei der Bewirtschaftung und Pflege des Hofs. Von großem Interesse ist dabei für viele Menschen die nach echter Qualität suchen, dass sie nicht nur am Ende Produkte kaufen, sondern mehr über die Herstellung erfahren, mitarbeiten können und so wieder eine Verbindung entsteht zu dem, was man isst, was wächst. (Oder vielleicht auch mal nicht so gut wächst, wenn das Wetter Probleme bereitet. Wer ist sich heute dessen noch bewusst, dass das Wetter einen Einfluss hat?!) Dutzende Ernteanteile sind bereits vergeben und wer es ausspioniert hat, bleibt dabei weil Preis und Wert stimmen. Aber weil das Konzept sich noch im Aufbau befindet, sind neue Interessenten herzlich willkommen.
Wer die Produkte kennenlernen möchte oder beim Einkauf lieber flexibel bleibt, der kann jeden Freitag von 15 bis 19 Uhr alles Gute aus eigenem Anbau bzw. eigener Herstellung im Hofladen kaufen. Außerdem findet man die Käse vom Lindenhof inzwischen auch bei „Bio am Bahnhof“ in Görlitz. Regional, saisonal, ökologisch und fair genießen ist bei der Kooperation der beiden Partner das gelebte Motto, denn auch das frische Gemüse wird im Bioladen angeboten. Der Stand auf dem Wochenmarkt ist samstags in der Saison eine weitere Möglichkeit einzukaufen und mit den „Hofleuten“ ins Gespräch zu kommen.
Den Hof bewohnen, neben den Menschen die ihn bewirtschaften, vor allem Rinder und Schafe. Und Hühner, Katzen, Bienen… Das „Braunvieh“ und „Fleckvieh“, deren Milch zu regional geschätzten Köstlichkeiten von Butter bis Käse verarbeitet wird, findet sich zweimal täglich zum Melken ein und genießt ansonsten die stressfreie Weidehaltung. Das „Rote Höhenvieh“ wird in der Mutterkuhherde gehalten und liefert hervorragendes und bei Kennern geschätztes Fleisch. Momentan sind die Schafe, „Coburger Füchse“ und „Pommern Schafe“ noch auf dem Hof, solange die Lämmer noch so jung sind. Aber bald werden sie an den Berzdorfer See umziehen. Die extensive Beweidung der Flächen dort dient der Erhaltung von Biotopen und unterstützt den Naturschutz durch die Offenhaltung von Räumen für bedrohte Pflanzen und Tiere.
Für mich gibt es viele Gründe, öfter mal auf dem Lindenhof vorbei zu schauen. Und wenn es nur eine Flasche Milch und ein Spaziergang sind… Blick zur Landeskrone, tief durchatmen und den Stress des Tages abschütteln. Etwas sagt dir dann, du bist an einem guten Ort.
Weitere kulinarsche Besonderheiten der Region stelle ich hier vor.